Von Gerd Fleischmann
Kleintettau – Unter der Leitung des mittlerweile fast 300 Mitglieder zählenden Glasbewahrervereins am Rennsteig mit Vorsitzendem Carl-Aug. Heinz an der Spitze hat das Europäische Flakonglasmuseum in Kleintettau seit der Einweihung im Dezember 2008 erfreuliche Fortschritte genommen. Mittlerweile konnten drei Ausbaustufen mit beachtlichem Finanzaufwand realisiert werden. Von den bemerkenswerten Aktivitäten profitiert natürlich auch die preisgekrönte Firmeninitiative „Handwerk & Kunst erleben“ am Rennsteig, die zielorientiert auf Fremdenverkehr setzt. Bereits 15 000 Besucher konnten sich von der faszinierenden Welt des Glases in all ihren Facetten am Rennsteig überzeugen.
Zwischenzeitlich sind nun auch die Arbeiten an der Installierung der 60 Meter langen, behindertengerechten Besuchertribüne fast abgeschlossen. Ein offizieller Eröffnungstermin steht bereits fest, und zwar am Mittwoch, 20. Februar. Das erneute Investitionsvolumen liegt bei 350.000 Euro. Die Besucher haben dann die Möglichkeit, von einer Bühne aus die aktuelle Glasproduktion einer modernen Glashütte hautnah zu begutachten. Dies ist, so Unternehmer Carl-Aug. Heinz, in der gesamten Museumslandschaft Deutschlands eine einmalige Gelegenheit, die historische Entwicklung des Glases von der Antike bis in die Jetztzeit zu verfolgen.
Die Besuchertribüne ist ein besonderes Erlebnis. Darüber sind sich die Experten einig, denn in diesem Bereich kann der Gast unter realistischen Bedingungen die Arbeitswelt bei teils extremer Hitze und entsprechender Geräuschkulisse erleben. Die hochkomplizierte, sündhaft teure Technik – von klugen Ingenieuren entwickelt – gibt Anlass zum Staunen. Eindrucksvoll sind insbesondere die IS-Maschinen (Individual Section) mit ihren mehrfachen Produktionslinien, die wie von Zauberhand Flakons in Sekundenschnelle ausspucken. Weiter stehen im Blickpunkt die Schmelzwanne mit Speiser (Feeder) mit Plungerkopf, die in gewisser Hinsicht das Herz der Anlage darstellen. Insbesondere Technikfreaks geraten da schon leicht ins Schwärmen.
Fester Bestandteil beim vierten Bauabschnitt war noch die Integration der bekannten „Frankl-Ausstellung“ unter dem Motto „Parfümflakons – eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert“. Diese gläsernen Schätze stellen einen bemerkenswerten Kontrast zum anschließenden Bühnenbesuch dar. Mit der Realisierung der vierten Ausbaustufe stehen rund 500 Quadratmeter für museale Einrichtungen zur Verfügung. Die beachtlichen Investitionen konnten nur geschultert werden Dank der großen Zahl von Förderern und Sponsoren. Gelder flossen insbesondere von der Oberfrankenstiftung, von der CAH-Stiftung, von der Bayerischen Landesstiftung, von der Landesstelle für Nichtstaatliche Museen in Bayern, von der Sparkasse Kulmbach-Kronach sowie aus Mitteln vom Leader-Plus-Programm. Nach Abschluss der Tribünenarbeiten werden dann rund 1,8 Millionen Euro in das bemerkenswerte museale Konzept aufgebracht sein.
Wesentlich zum Gelingen tragen allerdings auch die ehrenamtlichen Kräfte des Glasbewahrervereins bei. Derzeit stehen für die Besucher 20 ausgebildete Museumsführer sowie 23 Halbautomaten-Vorführer zur Verfügung. Schließlich stellen ein nachgebauter Hafenofen sowie der in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts installierte Halbautomat in den Glashütten am Rennsteig eine weitere Attraktion dar, in der der Interessent die Glasproduktion – wie in alter Zeit – unmittelbar erleben kann. Vor allem kann er selbst einmal unter Aufsicht Glasmacher spielen.
Einen weiteren Schwerpunkt in der Öffentlichkeitsarbeit der Glasbewahrer bilden die mittlerweile acht Sonderausstellungen im Flakonglasmuseum. Sie stellen stets eine interessante Bereicherung im historischen Umfeld dar. Als einen außergewöhnlichen Erfolg bezeichnete Marketingleiterin Ute Schaller, die sich insbesondere bei der Konzeption der Sonderausstellungen eingebracht hat, die Präsentation „Weihnachten wie zu Kaisers Zeiten“.
Ein weiterer Höhepunkt bahnt sich dann Ende März an, und zwar mit der Einweihung des erweiterten Glascafés. Zukünftig können dann größere Bus-Reisegesellschaften eine Pause neben dem Museum einlegen.