Im Europäischen Flakon-Glasmuseum in Kleintettau ist ab Samstag, 11. Dezember 2010, die Schau „Glas & Gold“ zu sehen. Die Präsentation erfolgt durch die Gold- und Silberschmiedemeisterin Linda Klostermann aus Tettau.
Von Gerd Fleischmann:
Kleintettau – Der 240 Mitglieder zählende Glasbewahrerverein unter Vorsitz von Carl-Aug. Heinz versteht es immer wieder, in den Räumlichkeiten des Europäischen Flakon-Glasmuseums in Kleintettau sehenswerte Sonderausstellungen zu präsentieren. Nach der Schau „Glas und Porzellan – eine Seelenverwandtschaft“ durch die Königlich privilegierte Porzellanfabrik Tettau – die übrigens zahlreiche Besucher anlockte – bereichert die junge Gold- und Silberschmiedemeisterin Linda Klostermann aus Tettau in den nächsten Monaten mit ihren künstlerische Arbeiten unter dem Thema „Glas & Gold“ den Ausstellungsbereich im Glasmuseum. Die Eröffnung und Vorstellung der Exponate erfolgt am Samstag, 11. Dezember, durch Linda Klostermann. Die Schau kann zur Premiere ab 13 Uhr von der Öffentlichkeit begutachtet werden. Ein weiterer Glanzpunkt der Ausstellung sind Arbeiten des mittlerweile verstorbenen Gürtlermeisters Ernst Seidel aus Warmensteinach im Fichtelgebirge. Diese Stücke sind ansonsten im Glasmuseum in Warmensteinach im Freizeithaus beheimatet. Gürtler bearbeiten und verformen Metalle zur Herstellung von Gebrauchs- und Schmuckgegenständen. In die Metallteile werden unter anderem Edelsteine, Perlen, Muscheln, Korallen, Emaille und Glas eingearbeitet. Das Ausstellungsthema ist außerordentlich reizvoll, denn hinsichtlich der Bedeutung haben Glas und Gold bereits in der Antike eine enorme Rolle gespielt. Schon vor 5000 Jahren standen diese Errungenschaften hoch im Kurs. Die Verarbeitung stellte eine große Herausforderung für Künstler dar. Die ältesten Glasfunde sind Mesopotamien zuzuordnen. Vor etwa 3500 Jahren forcierten die Ägypter mittels schwieriger Sandkerntechnik die Glasproduktion und brachten sie zur ersten großen Blüte. Doch auch schon vor 5000 Jahren schufteten die Menschen in Georgien unter extrem schwierigen Bedingungen in den Minen, um nach Gold zu graben. In vielen Kulturen fand Gold Verwendung für rituelle Gegenstände, für Schmuck und schließlich auch als Zahlungsmittel in Form von Goldmünzen. Es war und ist auch heute noch ein Machtfaktor, ein Statussymbol, und es hat in Tausenden von Jahren nicht an Wert eingebüßt. Auch in der 3600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra in Mitteldeutschland ist Gold eingearbeitet worden. Gemeinhin gilt Gold als das klassische Wertaufbewahrungsmittel, um sich in Inflations- und Krisenzeiten vor Kaufkraftverlusten zu schützen. In Bezug auf Schmuck ergänzen sich Glas und Gold geradezu ideal. Im Goldschmiedehandwerk findet Glas seither auf unterschiedlichste Art Verwendung: als Imitation kostbarer Edelstein, Emaille in verschiedenen Techniken oder als Perlen in Verbindung mit Edelmetall. In der Sonderausstellung zeigt Linda Klostermann (Jahrgang 1979) zu dem Thema faszinierende Stücke aus ihrer Werkstatt. Seit ihrer Kindheit von Glas begeistert, gestaltet sie ihre Schmuckstücke nicht ausschließlich aus Gold, Silber, Edelsteinen und Zuchtperlen, sondern auch mit Emaille, Murano-Glasperlen sowie böhmischen Glasperlen. Die Präsentation umfasst einen Querschnitt genutzter Materialien sowie deren kunstvolle Verarbeitung zu eindrucksvollen Schmuckstücken. Das Können der Tettauerin basiert auf einer soliden Ausbildung in den Jahren von 1995 bis 1999. Der Kammersieg der oberfränkischen Goldschmiede war ein erster großer Erfolg für die junge Künstlerin. 2001 und 2002 besuchte Linda Klostermann die Meisterschule in Pforzheim. Ab 2003 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit als Gold- und Silberschmiedemeisterin in Tettau. Bei Fortbildungsmaßnahmen, unter anderem bei der Kettenherstellung, beim Design sowie bei mittelalterlichen Goldschmiedetechniken, vertiefte sie ihre künstlerischen Fähigkeiten. -gf-