Elizabeth Arden® und das Parfum „Cupid´s Breath“®
Parfum-Flakon „Cupid´s Breath“® mit Umverpackung; Elizabeth Arden®, New York/ Vereinigte Staaten von Amerika, nach 1928
Schenkung 2015
„Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, heißt es im Volksmund. Für die gebürtige Kanadierin Florence Nightingale Grahham (*1884-†1966) sollte es beruhigend sein, dass diese dritte Begegnung ausblieb. Schließlich schickte sich ab 1910 die junge Frau, unter dem Credo „concept of total beauty“ (dt. Konzept der vollkommenen Schönheit) an, den amerikanischen Kosmetikmarkt zu erobern. Mit zunächst 1.000 $ geborgtem Startkapital und einer eigenen Produktlinie unter dem Markennamen Elizabeth Arden®, schien dieser amerikanische Traum innerhalb von zehn Jahren Früchte zu tragen. Unglücklicherweise verfolgte die polnische Emigrantin Helena Rubinstein® (*1870-†1965) ähnliche Ambitionen, indem sie 1936 mit der Eröffnung eines eleganten Salons in unmittelbarer Nachbarschaft aufwartete. Die Klientel der Geschäftsmeile der Fifth Avenue zeigte sich davon wenig beeindruckt, schließlich war sie offen gegenüber jeglicher Luxuskosmetik mit qualitativ hochwertigen Wirkstoffen. Es begann ein gnadenloser Konkurrenzkampf, der die beiden Kosmetikpioniere ungewollter Weise auf fast fünfzig Jahre einte. Nicht selten wurden Werbestrategien bis hin zu einzelnen Produkten nebst dazugehöriger Verpackung kopiert. Selbst Fachpersonal wechselte die „Straßenseite“, was Elizabeth Arden® 1938 sogar mit dem Generalmanager ihrer Rivalin gelang. Die Rache von Helena Rubinstein® folgte ein Jahr später, indem sie den Ex-Gemahl von Miss Arden an die Spitze ihres Managements stellte. Wen wundert es also, dass bei solch harten Bandagen Elizabeth Arden® gegenüber ihrer Konkurrentin von „der schrecklichen Frau“ sprach.
Auch auf dem Parfumsektor wagte die Unternehmerin mit Hilfe von französischen Partnern ihr Glück. Im Jahre 1928 entstanden alleine sechs Parfumkreationen, wovon eine in einer Werbeanzeige von 1929 wie folgt beschrieben wird: „Es wurde in Frankreich für uns ein äußerst zartes, feines, unverwechselbares Parfum komponiert, lieblich betörend, getauft auf den Namen Cupid’s Breath®.“. Die lieblich-blumige Duftkreation stützte sich auf feine Fliedernoten, welche einen Hauch von wohligem Frühlingserwachen vermittelten. Diesem Empfinden verdankte das Parfum schließlich auch seine poetische Namensgebung, die sich im Deutschen mit „Amors Odem“ übersetzen ließe. In dieser fast romantischen Symbiose sah Elizabeth Arden® für ihr Produkt eine Werbebotschaft an alle frisch vermählten Frauen und werdenden Mütter: Der antike Liebesgott Amor beschert segensreiches Liebesglück.
Doch Glück ist so zerbrechlich wie das Glas des Flakons von „Cupid’s Breath“®. Deshalb verbarg sich das zierliche, rund 6 cm hohe und hexagonal facettierte Behältnis in einem gedrechselten Köcher aus Ahornholz. Handwerkliches Geschick bewies vor allem der von Hand eingeschliffene, diamantartig facettierte Glastopfen, welcher einst von einem goldfarbenen Versiegelungsband begleitet wurde. Ein plastisch ausgearbeitetes Papieretikett mit goldfarbener Folie rundete die edle Verpackung schließlich und endlich ab. Infolgedessen war es kein Wunder, dass „Cupid’s Breath“® mit 2 $ Verkaufspreis verhältnismäßig teuer war (um 1930 entsprach der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst eines Nordamerikaners ca. 115 $). Dennoch konnte Elizabeth Arden® völlig unbescheiden – und wohl auch um ihre Rivalin Helena Rubinstein® herauszufordern – den Satz prägen: „Es sind nur drei amerikanische Namen, die in jeder Ecke der Welt bekannt sind: Singer Nähmaschinen, Coca-Cola, und Elizabeth Arden.” …
Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 04.10. bis 01.11.2016
Künftiger Standort: Präsentation in der neukonzipierten Dauerausstellung – „Parfümflakons – Eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert“, ab 02.11.2016
Wissenswertes: Elisabeth Ardens Tod jährt sich am 18. Oktober 2016 zum 50. Male. Sie überlebte ihre lebenslange Rivalin Helena Rubenstein nur um eineinhalb Jahre. Erst durch ihren Tod erfuhr 1966 die Öffentlichkeit ihr wahres Lebensalter von 81 Jahren. Ein Geheimnis, das sie bereitwillig für den Anschein ewiger Jugend und den Marktstrategien ihres Unternehmens opferte. Jedoch zahlten sich ihre Bemühungen am Ende nicht nur finanziell aus. Für ihre neuen Impulse und Verdienste in der Kosmetikbranche, zeichnete sie die französische Regierung 1962 mit dem Orden „Légion d´honneur“ aus.
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