November 2014 – Vom göttlichen zum irdischen Glück

„Florientals“, der Dufttrend der 1980er Jahre

OLYMPUS DIGITAL CAMERA“AMUN”, Parfum; 4711 Ferdinand Mülhens®, Köln, 1980er Jahre

Sammlung Beatrice Frankl 2012

Der ägyptische Pharao Tutanchamun (reg. 1332-†1323 v. Chr.) ist wohl seit der Entdeckung seines Grabes im Tal der Könige, im Jahre 1922, der Prominenteste aller Pharaonen, nicht zuletzt durch seine perfekt erhaltene Totenmaske aus Gold, verziert durch eingelegte Halbedelsteine und Glaspasten. Den altägyptischen Wind- und Fruchtbarkeitsgott Amun ehrte der junge Pharao durch die Wahl seines Eigennamens. Trotz dessen, ein glückliches und langes Leben war ihm nicht beschieden. Den Göttern nahe oder gar gleichgestellt zu sein, war nicht nur selbsterklärtes Ziel der Pharaonen, sondern auch des gesamten ägyptischen Volkes. Wie viele andere Kulturen der Vor- und Frühgeschichte, glaubten sie durch den entstandenen Rauch verbrennender Duftessenzen daran, mit ihren Göttern kommunizieren zu können. Denn “Rauch öffnet den Mund der Götter”, wie es in einer altbabylonischen Inschrift überliefert heißt. Infolgedessen ist es nicht verwunderlich, dass das Wort Parfüm vom lateinischen „per fumum“ abstammt, was „durch den Rauch” bedeutet. Nicht nur den Göttern zum Wohlgefallen, versetzten die wohlriechenden Duftstoffe die Beteiligten in eine eigene spirituelle Welt des paradiesischen Glücks.

Geradezu unruhig erscheinen dagegen die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, die eine Trendwende auf politischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene bedeuteten. Mit Fleiß und Disziplin drängte eine junge, karriereorientierte Generation in die Ebenen der Wirtschaft und schrieb als “Yuppies” Geschichte. Erfolg im Job blieb nicht länger alleine den Männern vorbehalten. Frauen in strengem Kostüm mit Aktentasche avancierten zum Leitbild des Jahrzehnts. Ihren Ehrgeiz unterstrichen sie durch feminine Parfums, den sogenannten “Florientels”. Diese intensiv blumigen Düfte mit orientalischem Akzent waren kaum zu ignorieren. Das Parfüm “Amun” aus dem Hause 4711 Ferdinand Mülhens® entspricht mit seiner Markteinführung 1981 dem Zeitgeist des Jahrzehnts. Eine anspruchsvolle und edle Verpackung unterstreicht die wechselseitige Duftkomposition aus Orange, über Jasmin und Rose, zu Zimt, Sandelholz und Vanille u.a.. Erst die 1990er Jahre werden in ihrer “neuen Schlichtheit” das zur Schau gestellte Glücksgefühl von Luxus der vorherigen Dekade ablösen.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 03.11. bis 30.11.2014

Künftiger Standort: Dauerausstellung – Sammlung Beatrice Frankl

Ausblick: