März 2015 – Von kleinen und großen „Tieren“

Ein Fisch für ein edles Parfum

Taschen-Flakon in Form eines Fisches; Schmuckwarenfabrik Georg Adam Scheid, Wien, zwischen 1882-1923

Taschen-Flakon in Form eines Fisches; Schmuckwarenfabrik Georg Adam Scheid, Wien, zwischen 1882-1923

Spende 2014

Die Monate Februar und März stehen im Sternzeichen des Fisches. Menschen, die in diesem Sternzeichen geboren wurden, bewahren gerne das Geheimnis um ihre Person, gelten als sensibel und erhalten sich Träume und Illusionen.

Nicht von ungefähr sahen altorientalische und antike Kulturen im Symbol des Fisches einen Hoffnungsträger und Heilsbringer. Als prägnantes Beispiel sei der Delfin erwähnt. Nach der mythologischen Überlieferung geleitete er, als Freund der Menschen, deren Seelen in das Reich der Toten. In Adaption übertrug die frühchristliche Kunst diesen Sinngehalt auf Christus, den Seelenretter. Auch die bildende Kunst bediente sich ausgewählter Symboliken und gab ihnen schöpferischen Ausdruck. Auf dem Gebiet des Glases lassen sich bereits in römischer Zeit Beispiele für Fisch-Flakons (siehe im Sammlungsbestand des Römisch-Germanischen Museums in Köln) finden, die mittels der Glasmacherpfeife eine ausgereifte, handwerkliche Umsetzung erfuhren.

Ganz andere Denkansätze verfolgten die bildenden Künstler und Kunsthandwerker des 19. Jahrhundert mit ihren Tierdarstellungen. Die Tierwelt erfuhr spätestens durch die 1859 publizierte Schrift „On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life“ des Evolutionsforschers Charles Darwin (*1809-†1882) eine gesellschaftsfähige Vermenschlichung. Nicht zuletzt avancierte die Tierdarstellung zu einem Ausdrucksmittel eines aufgeklärten und gebildeten Zeitgeistes, dessen sich nicht nur die Avantgarde, sondern schließlich auch der Kunstinteressierte selbst bediente.

So verwundert es nicht, dass persönliche Gebrauchsgegenstände, wie der Spazierstock oder der Taschen-Flakon des Herren, so manches Getier zierte. Ein schönes Beispiel zeigt sich im vorliegenden Fisch-Flakon. Sein Zierverschluss in Form eines Fischkopfes besteht aus innwendig vergoldetem Silber. Die eingeschlagenen Silbermarken lassen das Stück lokalisieren und der Schmuckwarenfabrik Georg Adam Scheid, abgekürzt G.A.S., zuordnen.

Dieses von dem Kaufmann Georg Adam Scheid (*1838-†1921) 1882 gegründete Unternehmen produzierte bis 1923 in der Gumpendorfer Straße 85 in Wien und umfasste ein reichhaltiges Produktprogramm, u.a. aus Zigarettenetuis, Puderdosen, Toilettengarnituren und Flakons.

Der Körper des Fisches ist stromlinienförmig aus Glas geblasen und wurde ursprünglich mit einem eingeschliffenen Stopfen verschlossen, der sich nicht erhalten hat. Wer das gläserne Halbfertigprodukt für die Schmuckwarenfabrik fertigte bleibt fraglich. Doch liegen die Verbindungen nach Böhmen nahe, welche auch das Wiener Handelshaus für Glaswaren J. & L. Lobmeyr® zu nutzen wusste.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 09.03. bis 31.03.2015

Künftiger Standort: Dauerausstellung – Sammlung Beatrice Frankl

Ausblick: