Die Glasbewahrer nehmen eine neue Besuchertribüne in Betrieb. Die nächste Erweiterung ist bereits geplant. Kinder und Jugendliche sollen selbst Glas herstellen können.
Von Gabriele Fölsche
Kleintettau – Es ist heiß in der Glashütte: Neugierig beobachten die Gäste die Arbeiten der Schmelzwanne und der Glasmaschine. Glühend orange fließt das flüssige Glas aus der Schmelzwanne und wird zu Tropfen geformt. Die neue Besuchertribüne komplettiert das Europäische Flakonglasmuseum in Kleintettau. Es gewährt Einblicke von der Geschichte des Handwerks bis hin zur modernen Produktion. Wer nun von den rund 100 Gästen, darunter auch Vertreter der Stiftungen und Förderer meinte, der innovative Unternehmer Carl-August Heinz, Vorsitzender der Glasbewahrer, sei mit seinen Visionen am Ende, hatte sich getäuscht. “Wir wollen unser Museum für Schulen interessant machen. Dafür haben wir die nächsten 100 Quadratmeter in Planung. Ein Raum, in dem Jugendliche selbst kreativ werden können, soll entstehen.” Für dieses Vorhaben steht Heinz bereits mit Dirk Eilers, dem Ansprechpartner der Servicestelle des Bezirks Oberfranken für Museen in Kooperation mit dem museumspädagogischen Zentrum in Bayern in Kontakt.
Die Feierstunde selbst fand im Rohbau des derzeit entstehenden Glascafés statt. “Ende März soll es fertig gestellt sein. Außerdem wird noch ein Biergartengelände angebaut”, sagte Carl-August Heinz. Er scherzte: “Darunter verlegen wir eine Bodenheizung. Abwärme haben wir ja genug. Kleintettau mit seinem Museum und dem Tropenhaus wird ein ‘place for all season’, also ein Platz für das ganze Jahr.” In einer launigen und gewitzten Rede erinnerte der Unternehmer daran, dass im Jahre 2000 die Idee vom Museum wieder hervorgekramt wurde. Im Dezember 2008 wurde dann der erste Ausstellungsraum mit 100 Quadratmetern eröffnet. Heute bietet man den Besuchern eine Ausstellungsfläche 500 Quadratmetern. Mit der neuen 65 Meter langen Tribüne, so der Redner, wolle man den Besuchern zeigen, dass hinter einer Glashütte eben nicht der Glasbläser steckt, sondern Hightech. Wir wollen ein traditionsreiches, aber kein altmodisches Gewerbe darstellen.” Heinz verhehlte aber nicht, dass die derzeit hohen Energiekosten es seiner Branche schwer machen, im globalen Wettbewerb zu bestehen. “Ohne Energiekostenrückvergütung, werden wir bald nicht mehr wettbewerbsfähig sein”, forderte er eine wettbewerbsfähige Energielandschaft für deutsche Unternehmen. Er führte aus, dass im Hauptkonkurrenzland Frankreich, die Energiekosten um 100 Prozent niedriger seien. Und weiter: “Zwar konnten wir im vergangenen Jahr ein leichtes Wachstum verzeichnen, aber eine Glaswanne liegt derzeit still. Die Aufträge reichen nicht, um die 23 Millionen Euro teuere Glaswanne zu füllen, die mit mindestens 90-prozentiger Auslastung laufen muss.
Auch die Verkehrsanbindung kritisierte Heinz: “Nicht nur wegen des Holzreichtums, sondern auch wegen der früheren Fernhandelsstraße Nürnberg/Leipzig haben sich die Glasbläser hier angesiedelt. Bis zur Grenzöffnung war es verständlich, das hier keine neuen Straßen gebaut wurden. Wer baut den schon eine Sackgasse? Doch bis heute hat sich fast nichts getan. Wir haben vormittelalterliche Zustände.” Er war überzeugt: “Man darf nie nur das Museum sehen sondern auch die funktionierende Glashütte dahinter.” In seinen Dank schloss er alle Unterstützer, Geldgeber und auch die Glasbewahrer ein, die fast auf 300 Mitglieder angewachsen sind. Sein Dank galt auch seinen Mitarbeitern.
Regierungspräsident Wilhelm Wenning betonte, dass das Museum als Alleinstellungsmerkmal zu sehen sei. Er sagte aber auch, dass aus den bewilligten Fördermitteln der Oberfrankenstiftung noch 215 000 Euro abzuholen seien. Landrat Oswald Marr bezeichnete das Projekt als besonderes Museum. Er dankte allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Heinz bezeichnet Marr als Vordenker, Motivator und Umsetzer. Georg Waldemer vom Landesamt für nichtstaatliche Museen war überzeugt: “Die Region hat ein Pfund, mit dem man wuchern kann.”
„Wir wollen unser Museum für Schulen interessant machen.” Carl-August Heinz