Glas vom Rennsteig mit Heinz-Glas, Gerresheimer Glas und Wiegand-Glas
Von Gerd Fleischmann
Kleintettau – Eine außergewöhnliche Sonderausstellung präsentiert der Glasbewahrerverein am Rennsteig seit gestrigen Freitag: Heinz-Glas, Gerresheimer Glas und Wiegand-Glas stellen einen Teil ihrer Produkte sowie ihre Geschichte in Kurzform der Öffentlichkeit vor. Die drei Glasriesen, die immerhin 1700 Arbeitsplätze im Landkreisnorden stellen und sich vor allem in den Nachkriegsjahren durch stete Innovation und Expansion international einen Namen gemacht haben, zeigen mit dieser Dokumentation im täglichen Kampf ums Überleben gemeinsam Flagge. Dies wussten in ihren Redebeiträgen Landrat Oswald Marr, Bürgermeister Hans Kaufmann (Tettau) sowie der 2. Vorsitzende des Glasbewahrervereins, Wolfgang Hammerschmidt, zu würdigen.
Gemeinsam habe man in Berlin und Brüssel zusammen mit den Politikern insbesondere in Energiefragen um die Wettbewerbsfähigkeit der stark energieintensiven Glasindustrie gerungen.
„Nach wie vor lautet das Motto: Gemeinsam sind wir stark,“ so Kaufmann. Allerdings liege die Verkehrsanbindung noch im argen, auch wenn derzeit zwischen Steinbach am Wald und Förtschendorf kräftig investiert werde. „Es gibt kaum noch eine Industrieregion in Deutschland, die zur nächsten Autobahn eine Stunde Fahrzeit hat“, gab Hans Kaufmann zu bedenken. Ein dickes Lob zollte das Gemeindeoberhaupt den Firmen für ihr soziales Engagement. Vor allem habe man durch gewaltige Investitionen im dreistelligen Millionenbereich Arbeitsplätze gesichert. „Während deutschlandweit die Beschäftigtenzahlen in der Behälterglasindustrie schrumpfen, zeigen die Glashütten am Rennsteig durch fortwährende Investitionsbereitschaft Kontinuität und wirtschaftliche Stärke.“
Auch 2. Vorsitzender Wolfgang Hammerschmidt vom Glasbewahrerverein zeigte sich beeindruckt von den unternehmerischen Initiativen. Weltweit haben sich die drei Glashütten einen ausgezeichneten Ruf erworben. Die Produktionsleistungen mit umweltfreundlicher Spitzentechnologie seien beeindruckend. Allerdings gelte nach wie vor die alte Glasmachererfahrung: „Es ist ein unendlich` Kreuz, Glas zu machen.“ Im Europäischen Flakon-Glasmuseum könne man sehr gut den mühsamen Weg vom Einsatz der Lungenkraft bis hin zu den außerordentlich leistungsfähigen Glasmaschinen nachvollziehen. „Dank der engagierten Unternehmen lohnt es sich, bei uns zu bleiben“, schlussfolgerte Wolfgang Hammerschmidt, der unter anderem die Publikation „Glas aus dem Frankenwald“ von Kreisheimatpfleger Gerd Fleischmann als sehr hilfreich für die museale Konzeption bezeichnete. Noch in diesem Jahr werde die Flakonsammlung erweitert sowie als weitere Ausbaumaßnahme eine Galerie für die Besucher eingebaut, sodass diese die Produktion verfolgen können. Einen besonderen Dank richtete Hammerschmidt an Carl-August Heinz, der ein großer Förderer des Glasmuseums sei.
Geschäftsführer Bernd Hörauf (Gerresheimer Glas) nannte die Herstellung von Glas in über 400 Jahren als ein Erfolgsmodell für diese Region. „Die Glasmacher waren und sind ein starkes Volk mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und sozialer Fürsorge sowie hoher Motivationsbereitschaft. Menschen formen Glas aber Glas formt auch Menschen“, so Bernd Hörauf.
Auch Landrat Oswald Marr zeigte sich glücklich über die Erfolgsgeschichte am Rennsteig. Unzähligen Menschen hätten die Glashütten Arbeit und Brot gegeben. Man habe allen Stürmen der Zeiten getrotzt und sogar eine Vorreiterrolle eingenommen. „Die Glasindustrie ist ein wirtschaftliches Bollwerk, das es zu verteidigen gilt“, betonte der Landrat.
Der Vorsitzende der Glasbewahrer, Carl-August Heinz, lobte die hervorragende Gemeinsamkeit der drei Glashütten sowie das faire Miteinander. Vor allem erinnerte der Heinz-Glas-Geschäftsführer an die hohen Werte von Tradition und sozialer Verantwortung. Eine besondere Anerkennung richtete er an Ute Schaller für die Konzeption der Ausstellung.
Abschließend standen bei der Eröffnung der Sonderausstellung die Geschäftsführer Nikolaus Wiegand, Bernd Hörauf und Carl-August Heinz den zahlreichen Gästen Rede und Antwort.
Fotos: Gerd Fleischmann
Bei der Eröffnung der Sonderausstellung im Kleintettauer Flakon-Glasmuseum.
Von links: Landrat Oswald Marr, Nikolaus Wiegand, Bürgermeister Hans Kaufmann, Bernd Hörauf und Carl-August Heinz.
In drei Vitrinen präsentieren (von links) Heinz-Glas, Gerresheimer Glas sowie Wiegand-Glas einen Teil ihrer Produkte.
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