Objektbeiträge

Januar 2015 – Von imperialer Macht und beständigem Eheglück

„Eau de Cologne Impériale“ oder das Kölnisch Wasser der Franzosen

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Flakon “Eau de Cologne Impériale”, mit Handvergoldung; Guerlain®, Paris, 1970er Jahre

Schenkung 2014

Am 23.01.1853 erlebte die Stadt Paris ein berauschendes Fest, dessen Mittelpunkt das Palais des Tuileries bildete. Charles Louis Napoléon Bonaparte (*1808-†1873), durch die Geschichte bekannt als Napoléon III., Kaiser der Franzosen, ehelichte allen gesellschaftspolitischen Konventionen zum trotz die aus niederem Adel stammende Eugénie de Montijo (*1826-†1920). Eine Liebesheirat, die der Monarch mit folgenden Worten begründete: „Ich ziehe eine Frau, die ich liebe und achte, einer anderen vor, mit der eine Verbindung gleichzeitig Vorteile, aber auch Opfer bedeutet hätte.“. Nicht nur Ihren Gemahl vermochte die schöne Spanierin durch Eleganz und Charme zu bezaubern.

Pierre-François Pascal Guerlain (*1798-†1864) wusste auf besondere Weise der neuen Landesmutter zu huldigen. Mit seiner Hochzeitsgabe, dem eigens kreierten Duft „Eau de Cologne Impériale®“, wusste er der modebewussten Monarchin eine außerordentliche Freude zu bereiten. Ein belebendes, sommerfrisches Eau de Cologne bildete die Basis, dem er als Innovation etwas Moschus beigegeben haben soll. Damit schuf er nicht nur ein kaiserliches, sondern ein wahrhaft französisches Eau de Cologne für die gesamte Nation. Die Kaiserin bezeugte Ihr Entzücken dadurch, dass sie Pierre-François Pascal Guerlain den Titel „Geprüfter Parfümeur seiner Majestät“ verlieh. Bald darauf galt dieser Sohn eines Zinngießers als begehrtester Parfümeur Europas.

Als Kleid diente dem „Kaiserlichen Wasser“ ein gläsernes Kunstwerk des traditionsreichen Herstellers Pochet et du Courval®. Symbolhaft umringen 69 erhaben ausgearbeitete Bienen den Flakon, die als Wappentiere des Hauses Bonaparte für dessen Unsterblichkeit und Wiederauferstehung standen. Die Schulter des Gefäßes ziert ein Schuppenmuster, welches der Kuppel der Siegessäule nachempfunden ist, die sich 1806 Napoléon Bonaparte I. (*1769-†1821), in Anlehnung an die Trajanssäule in Rom, auf dem Place Vendôme in Paris errichten ließ.

Auch heute noch wird das „Kölnisch Wasser der französischen Nation“ in seinem unverwechselbaren Design von Guerlain® vertrieben und damals wie heute werden die Vergoldungen per Hand mit dem Pinsel aufgetragen. In besonderen Fällen kann der Flakon wie seinerzeit ein individuelles und einzigartiges Geschenk sein, geschmückt mit dem goldenen Monogramm des Beschenkten. Dies trifft auch für den hier gezeigten „Bienenflakon“ zu. Dessen Schenkerin bekam ihn einst als Hochzeitsgabe von ihrem frisch angetrauten Ehemann verehrt. Eine Geste der Hoffnung auf ein beständiges und wohl beschiedenes Eheglück.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 07.01. bis 01.02.2015

Künftiger Standort: Sammlungsdepot

Ausblick:

 

Dezember 2014 – Vom Pesthauch und Tabakqualm

Duftessenzen und ihre „reinigende Wirkung“ auf Körper und Geist

OLYMPUS DIGITAL CAMERARauchverzehrer aus Hartporzellan mit dazugehörigem Parfümflakon; Ridem®/ Cosma®, Dresden, zwischen 1948-1964

Ankauf 2014

Wohlgerüche empfinden wir allgemein hin als „Balsam für die Seele“, beruhigend, stärkend, heilsam. Diese Empfindungen beruhen vornehmlich auf instinktiven Merkmalen, die eine Unterscheidung des Guten vom Bösen zulassen. Für den Menschen des Mittelalters schienen diese Einflüsse alltäglich und zugleich überlebenswichtig zu sein. Während er in gottgefälliger Umgebung des Weihrauchduftes der Kathedralen in „Abrahams Schoss“ weilte, wartete außerhalb der Tod in der Luft. Die Pest, der zwischen 1347-1353 rund 25 Millionen Menschen zum Opfer fielen, fand u. a. aufgrund mangelnder Hygiene europaweite Verbreitung. Wasser wurde zur Körperpflege vermieden, um der „verpesteten Luft“ nicht die Möglichkeit zu gewähren, in die Hautporen einzudringen. Stattdessen trug man stark wahrnehmbare Duftstoffe mit sich, die prophylaktisch und therapeutisch der Abwehr und Heilung dienten. Neben der Pest sollten auf diese Weise weitere Seuchen und Epilepsien ferngehalten sowie Koliken und Frauenleiden gelindert werden.

Opfer anderer Art forderte im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert der Tabakkonsum der gehobenen und primär männlichen Gesellschaftsschichten. Um die luxuriösen und repräsentativen Einrichtungen der Wohnräume nicht stetem Tabakrauch auszusetzen, entstanden die sogenannten Herrenzimmer. Vom weiblichen Geschlecht abgeschirmt, kommentierte der Hausherr hier mit seinen männlichen Gästen das Zeitgeschehen von Politik und Wirtschaft. Um zusätzlich dem Tabakgeruch Herr zu werden, bedienten sich nicht nur die Damen ab ca. 1910 der sogenannten “Rauchverzehrer”. In mannigfacher Gestalt von Tieren oder fernöstlichen Räuchergefässen und Buddhas, bestanden sie meist aus Porzellan und wurden mit einer Glühlampe betrieben. Deren erzeugte Wärme ließ das, in einer speziell eingearbeiteten Kammer befindliche Duftöl verdampfen, das man rein oder in Verbindung mit Wasser verwendete. In den 1950er/ -60er Jahren erreichte die Beliebtheit von Rauchverzehrern ihren Höhepunkt, so dass sie als unverzichtbare Accessoires in keinem Haushalt fehlen durften. Auch das hier abgebildete Objekt stammt in unverkennbarem Design aus dieser Zeit. Der dazugehörige Flakon, der aufgrund der Bodenmarke dem VEB Glaswerke Piesau® zugeordnet werden kann, beweist durch seine Aufschrift „Zerstäuber-Parfüm auch für Rauchverzehrer“, wie die Parfümindustrie auf diesen Trend zu reagieren wusste. Das Resultat zur Wirkung der Rauchverzehrer, dürfte schließlich und endlich dem mittelalterlichen entsprochen haben.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 01.12.2014 bis 06.01.2015

Künftiger Standort: Sammlungsdepot

Ausblick: Einbindung in die geplante Dauerausstellung der Sammlung Monika Jürgens-Winefeld, zur Parfüm- und Kosmetikkultur der Deutschen Demokratischen Republik ( http://www.ddr-duftmuseum-1949-1989.de/ ) – voraussichtlich Ende 2016.

 

November 2014 – Vom göttlichen zum irdischen Glück

„Florientals“, der Dufttrend der 1980er Jahre

OLYMPUS DIGITAL CAMERA“AMUN”, Parfum; 4711 Ferdinand Mülhens®, Köln, 1980er Jahre

Sammlung Beatrice Frankl 2012

Der ägyptische Pharao Tutanchamun (reg. 1332-†1323 v. Chr.) ist wohl seit der Entdeckung seines Grabes im Tal der Könige, im Jahre 1922, der Prominenteste aller Pharaonen, nicht zuletzt durch seine perfekt erhaltene Totenmaske aus Gold, verziert durch eingelegte Halbedelsteine und Glaspasten. Den altägyptischen Wind- und Fruchtbarkeitsgott Amun ehrte der junge Pharao durch die Wahl seines Eigennamens. Trotz dessen, ein glückliches und langes Leben war ihm nicht beschieden. Den Göttern nahe oder gar gleichgestellt zu sein, war nicht nur selbsterklärtes Ziel der Pharaonen, sondern auch des gesamten ägyptischen Volkes. Wie viele andere Kulturen der Vor- und Frühgeschichte, glaubten sie durch den entstandenen Rauch verbrennender Duftessenzen daran, mit ihren Göttern kommunizieren zu können. Denn “Rauch öffnet den Mund der Götter”, wie es in einer altbabylonischen Inschrift überliefert heißt. Infolgedessen ist es nicht verwunderlich, dass das Wort Parfüm vom lateinischen „per fumum“ abstammt, was „durch den Rauch” bedeutet. Nicht nur den Göttern zum Wohlgefallen, versetzten die wohlriechenden Duftstoffe die Beteiligten in eine eigene spirituelle Welt des paradiesischen Glücks.

Geradezu unruhig erscheinen dagegen die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, die eine Trendwende auf politischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene bedeuteten. Mit Fleiß und Disziplin drängte eine junge, karriereorientierte Generation in die Ebenen der Wirtschaft und schrieb als “Yuppies” Geschichte. Erfolg im Job blieb nicht länger alleine den Männern vorbehalten. Frauen in strengem Kostüm mit Aktentasche avancierten zum Leitbild des Jahrzehnts. Ihren Ehrgeiz unterstrichen sie durch feminine Parfums, den sogenannten “Florientels”. Diese intensiv blumigen Düfte mit orientalischem Akzent waren kaum zu ignorieren. Das Parfüm “Amun” aus dem Hause 4711 Ferdinand Mülhens® entspricht mit seiner Markteinführung 1981 dem Zeitgeist des Jahrzehnts. Eine anspruchsvolle und edle Verpackung unterstreicht die wechselseitige Duftkomposition aus Orange, über Jasmin und Rose, zu Zimt, Sandelholz und Vanille u.a.. Erst die 1990er Jahre werden in ihrer “neuen Schlichtheit” das zur Schau gestellte Glücksgefühl von Luxus der vorherigen Dekade ablösen.

Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 03.11. bis 30.11.2014

Künftiger Standort: Dauerausstellung – Sammlung Beatrice Frankl

Ausblick: