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Monatsarchive: Dezember 2014
Dezember 2014 – Vom Pesthauch und Tabakqualm
Duftessenzen und ihre „reinigende Wirkung“ auf Körper und Geist
Rauchverzehrer aus Hartporzellan mit dazugehörigem Parfümflakon; Ridem®/ Cosma®, Dresden, zwischen 1948-1964
Ankauf 2014
Wohlgerüche empfinden wir allgemein hin als „Balsam für die Seele“, beruhigend, stärkend, heilsam. Diese Empfindungen beruhen vornehmlich auf instinktiven Merkmalen, die eine Unterscheidung des Guten vom Bösen zulassen. Für den Menschen des Mittelalters schienen diese Einflüsse alltäglich und zugleich überlebenswichtig zu sein. Während er in gottgefälliger Umgebung des Weihrauchduftes der Kathedralen in „Abrahams Schoss“ weilte, wartete außerhalb der Tod in der Luft. Die Pest, der zwischen 1347-1353 rund 25 Millionen Menschen zum Opfer fielen, fand u. a. aufgrund mangelnder Hygiene europaweite Verbreitung. Wasser wurde zur Körperpflege vermieden, um der „verpesteten Luft“ nicht die Möglichkeit zu gewähren, in die Hautporen einzudringen. Stattdessen trug man stark wahrnehmbare Duftstoffe mit sich, die prophylaktisch und therapeutisch der Abwehr und Heilung dienten. Neben der Pest sollten auf diese Weise weitere Seuchen und Epilepsien ferngehalten sowie Koliken und Frauenleiden gelindert werden.
Opfer anderer Art forderte im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert der Tabakkonsum der gehobenen und primär männlichen Gesellschaftsschichten. Um die luxuriösen und repräsentativen Einrichtungen der Wohnräume nicht stetem Tabakrauch auszusetzen, entstanden die sogenannten Herrenzimmer. Vom weiblichen Geschlecht abgeschirmt, kommentierte der Hausherr hier mit seinen männlichen Gästen das Zeitgeschehen von Politik und Wirtschaft. Um zusätzlich dem Tabakgeruch Herr zu werden, bedienten sich nicht nur die Damen ab ca. 1910 der sogenannten “Rauchverzehrer”. In mannigfacher Gestalt von Tieren oder fernöstlichen Räuchergefässen und Buddhas, bestanden sie meist aus Porzellan und wurden mit einer Glühlampe betrieben. Deren erzeugte Wärme ließ das, in einer speziell eingearbeiteten Kammer befindliche Duftöl verdampfen, das man rein oder in Verbindung mit Wasser verwendete. In den 1950er/ -60er Jahren erreichte die Beliebtheit von Rauchverzehrern ihren Höhepunkt, so dass sie als unverzichtbare Accessoires in keinem Haushalt fehlen durften. Auch das hier abgebildete Objekt stammt in unverkennbarem Design aus dieser Zeit. Der dazugehörige Flakon, der aufgrund der Bodenmarke dem VEB Glaswerke Piesau® zugeordnet werden kann, beweist durch seine Aufschrift „Zerstäuber-Parfüm auch für Rauchverzehrer“, wie die Parfümindustrie auf diesen Trend zu reagieren wusste. Das Resultat zur Wirkung der Rauchverzehrer, dürfte schließlich und endlich dem mittelalterlichen entsprochen haben.
Präsentation: Glas-Café, Kleintettau; 01.12.2014 bis 06.01.2015
Künftiger Standort: Sammlungsdepot
Ausblick: Einbindung in die geplante Dauerausstellung der Sammlung Monika Jürgens-Winefeld, zur Parfüm- und Kosmetikkultur der Deutschen Demokratischen Republik ( http://www.ddr-duftmuseum-1949-1989.de/ ) – voraussichtlich Ende 2016.